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Mein Weg zum (fast) plastikfreien Herrenbad

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Plastikfreie Kosmetik liegt im Trend. Welche Fakten und Alternativen gibt es? Was benötigt die (reife) Haut? Welche Produkte bewähren sich? Auf zum plastikfreien Herrenbad. Die mühsame Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen [Goethe].

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  • Olaf Guckelberger

Plastik in der Umwelt

Plastik in der Umwelt

Bilder von Plastikmüll in Gewässern, an Stränden und über Landschaften verstreut kennen wir, ebenso Bilder von Wildtieren, die sich in diesem Makroplastik verfangen oder mit plastikgefülltem Magen verhungern.

Umweltbelastung durch Plastik

Die Plastikverpackungen aus meinem Bad haben bestimmt keinen Anteil an dem oben beschriebenen Littering, denn natürlich entsorge ich (nicht nur) meinen Plastikmüll sachgerecht. Nach einer Publikation des Umwelt Bundesamts aus dem Jahre 2019 werden tatsächlich annähernd 100 % der deutschen Kunststoffabfälle aus Siedlungsmüll stofflich (Recycling) oder energetisch (Verbrennung) verwertet [1]. Die unbehandelte Deponierung ist gesetzlich verboten. Natürlich wird trotzdem ein Teil – auch meines Plastikmülls – durch Verwehung oder Weitertransport durch Tiere in die Umwelt gelangen. Solche konventionellen Kunststoffeinträge in die Umwelt gelten, nach einem Sachstandspapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von 2021, als biologisch nicht abbaubar [2]. Hochgerechnet ergeben sich Abbauzeiten von bis zu 2000 Jahren. In dieser Zeit besteht nicht nur die Umweltbelastung durch das Makroplastik, sondern durch Fragmentierung auch eine signifikante Quelle für sekundäres Mikroplastik. Nach einer Mitteilung des Europäischen Parlaments von 2018 entstammen die größten Einträge von primärem Mikroplastik in die Umwelt dem Waschen synthetischer Kleidung (35 %), dem Reifenabrieb (28 %) und zugesetztem Mikroplastik in Körperpflegeprodukten (2 %) [3]. Die Vermeidung von Plastikverpackungen (Makroplastik) ist also definitiv sinnvoll.

Biologische Wirkungen des Mikroplastiks

Mikroplastik und noch kleinere Partikel (Nanoplastik) lassen sich bereits jetzt in nahezu allen Bereichen der Umwelt nachweisen, sogar im Ökosystem der Arktis [4]. Im Mai 2022 erschien ein Review wissenschaftlicher Publikationen zum Thema [5]. Alle eingeschlossenen Veröffentlichungen waren einem Peer-Review-Prozess unterzogen, ebenso die Übersichtsarbeit selbst. Die Aufnahme von Mikroplastik in den menschlichen Körper erfolgt danach über den Magen-Darm-Trakt und die Atemwege. Der überwiegende Anteil der mit der Nahrung, dem Trinkwasser und der Atemluft aufgenommenen Menge wird auf natürlichem Wege ausgeschieden. Der Nachweis von Mikro- oder Nanoplastik im menschlichen Blutkreislauf sowie die Anreicherung in menschlichen Organen ist jedoch beschrieben. Eine Aufnahme über Hautkontakt scheint eher unwahrscheinlich, aber lokale Reaktionen der Haut und die Absorption an das Mikroplastik gebundener toxischer Substanzen sind möglich. In experimentellen Studien, zumeist mit hohen Konzentrationen oder in isolierten Zellkulturen, lassen sich zahlreiche biologische, potentiell toxische Effekte nachweisen. Negative Auswirkungen des Mikroplastiks selbst oder mit dem Mikroplastik als Vektor aufgenommener Substanzen auf die menschliche Gesundheit sind derzeit jedoch nicht bekannt. Rolf Halden von der Arizona State University, Biodesign Center for Environmental Health Engineering at the Biodesign Institute, wird in einem Beitrag des Deutschlandfunks mit den Worten zitiert: „Einfach zu hoffen, dass es schon gut gehen wird, ist keine gute Idee.“ [6]. Dem kann ich gut folgen. Ein klares Argument gegen Mikroplastik in Kosmetika.

Quellen:

  1. Umwelt Bundesamt (2019, April). Kunststoffe in der Umwelt. ISSN 2363-832X. URL: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/kunststoffe-in-der-umwelt
  2. Kreutzbruck, Marc; Resch, Julia; Kabasci, Stephan; Ivleva, Natalia P.; Philipp, Bodo; Jongmsa, Rense; Maga, Daniel (2021): Sachstandspapier zur Bioabbaubarkeit von Kunststoffen. URL: https://bmbf-plastik.de/de/publikation/qst7-sachstandspapier/
  3. Europäisches Parlament, Schlagzeilen, Gesellschaft (2018, 22. November). Mikroplastik: Ursachen, Auswirkungen und Lösungen. REF: 20181116STO19217. URL: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20181116STO19217/
  4. Melanie Bergmann et al. (2023): High Levels of Microplastics in the Arctic Sea Ice Alga Melosira arctica, a Vector to Ice-Associated and Benthic Food Webs, Environ. Sci. Technol., 57: 6799–6807. URL: https://doi.org/10.1021/acs.est.2c08010
  5. Sangkham et al. (2022): A review on microplastics and nanoplastics in the environment: Their occurrence, exposure routes, toxic studies, and potential effects on human health, Marine Pollution Bulletin, 181: 113832, URL: https://doi.org/10.1016/j.marpolbul.2022.113832
  6. Christine Westerhaus (2020, 17. August): Kunststoff-Bestandteile erstmals in inneren Organen nachgewiesen. URL: https://www.deutschlandfunk.de/gesundheitsrisiko-mikroplastik-kunststoff-bestandteile-100.html