Plastikfreie Kosmetik liegt im Trend. Welche Fakten und Alternativen gibt es? Was benötigt die (reife) Haut? Welche Produkte bewähren sich? Auf zum plastikfreien Herrenbad. Die mühsame Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen [Goethe].
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Inhaltsstoffe von Kosmetika
Die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Kosmetika ist ein dauerhaft aktuelles Thema und natürlich sollten die Produkte meines plastikfreien Herrenbads kein Mikroplastik enthalten.
Die Kosmetik-Kommission des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) beschäftigt sich bereits seit mehr als 50 Jahren mit kosmetischen Mitteln [1] und auch die gesetzlichen Regelungen (EU-KosmetikV und D-KosmetikV) werden regelmäßig aktualisiert [2]. Die meisten zugelassenen und vom BfR bewerteten Inhaltsstoffe werden als unbedenklich oder zumindest als mit einer geringen Wahrscheinlichkeit gesundheitsschädlich eingestuft (Stellungnahmen des BfR), auch Aluminium in Antitranspirantien. Nach Paracelsus: „Nur die Dosis macht das Gift“.
Auf der Suche nach plastikfreien Kosmetikprodukten findet man sich ohnehin schnell im Bereich der Naturkosmetik. Die Verbraucherzentrale weist jedoch darauf hin, dass Naturkosmetik kein geschützter Begriff ist und diese Produkte nicht automatisch biologischem Anbau entstammen [3]. Außerdem erfüllen Naturkosmetika nicht immer die Zero Waste Kriterien. Zertifikate können die Produktauswahl unterstützen. Nun gelten aber Wissenschaft und Paracelsus auch für Naturkosmetika, die ebenfalls unerwünschte Ereignisse auslösen können. Einige natürliche Pflanzenextrakte führen insbesondere in höheren Konzentrationen zu Hautirritationen und begünstigen allergische Reaktionen. Auch hier wurde das BfR bereits tätig (Stellungnahmen des BfR).
Kosmetika müssen gesundheitlich unbedenklich sein, sollen aber natürlich vor allem den Körper reinigen, schützen oder verschönern und ein angenehmes Körpergefühl vermitteln. Diese Kriterien sind naturgemäß in vielen Aspekten höchst subjektiv und werden in den einzelnen Produktkapiteln besprochen. Die Wirksamkeitsnachweise der Produkte genügen häufig nicht wissenschaftlichen Ansprüchen. Grundlegende Evidenzen zu schützenden und verschönernden Inhaltsstoffen sollen hier jedoch vorab adressiert werden.
Fluoride in Zahnpasta schützen nach einer Cochrane-Analyse aus dem Jahre 2019 vor Karies und sind bei Erwachsenen als unbedenklich anzusehen [4]. Eine positive Dosis-Wirkungs-Beziehung ist hierbei wahrscheinlich. Die Fluoride aus der Zahnpasta bilden eine Schutzschicht auf den Zähnen [5] und eine Überdosierung (Fluoridose) ist in Deutschland sehr selten. In diesem Falle sollten andere Fluoridquellen (fluoridhaltige Mineralwasser, fluoridiertes Salz, Nahrungsergänzungsmittel) reduziert werden. Die EU-KosmetikV gestattet in Zahnpasta für Erwachsene Fluorid-Konzentrationen bis zu 1500 ppm (parts per million, 0,15 %) [6]. Für Kinder gelten niedrigere Grenzwerte.
Die Evidenzlage zur Reduktion von altersbedingten Hautveränderungen durch freiverkäufliche Kosmetika ist begrenzt [7]. Auch wenn die Inhaltsstoffe selbst als wirksam beschrieben wurden, so sind ausreichende Wirkstoffkonzentrationen, das Durchdringen der Hautbarriere durch die Wirkstoffe und die Lichtstabilität der Inhaltsstoffe nicht belegt.
Der beste Schutz vor altersbedingten Hautveränderungen ist derzeit, neben einem gesunden Lebensstil, ein effektiver Sonnenschutz. Die World Health Organization (WHO) empfiehlt Schutzmaßnahmen bei Outdoor-Aktivitäten ab einem UV-Index von 3 und stellt die „SunSmart Global UV-App“ zur aufenthaltsbezogenen Vorhersage kostenfrei zur Verfügung (Android/iOS) [8].
Chemische (oder organische) UV-Filter in Kosmetika wurden bezüglich ihrer gesundheitlichen Unbedenklichkeit (hormonelle Aktivität) und ihrer Umweltverträglichkeit (marine Toxizität) kontrovers diskutiert [9]. Erhöhte gesundheitliche Risiken, insbesondere für Schwangere, wurden für die Inhalation der chemischen UV-Filter bei der Verwendung von Sonnenschutz-Sprays angenommen. Die maritime Belastung, insbesondere ein Korallensterben, wurde mit einigen chemischen UV-Filtern aus nicht wasserfesten Sonnencremes assoziiert. In einigen Weltregionen wurden deshalb die entsprechenden Produkte verboten. Die experimentellen Befunde mit hohen Konzentrationen konnten jedoch in Real-World-Szenarien mit den am Häufigsten verwendeten chemischen UV-Filtern nicht reproduziert werden. Hier geht die Naturkosmetik mit Vor- und Nachteilen ins Rennen. Die mineralischen (oder anorganischen) UV-Filter Zinkoxid und Titaniumdioxid sind gesundheitlich und ökologisch unbedenklich und reflektieren nicht nur UV-Strahlen (UVA und UVB) sondern auch sichtbares Licht, was wahrscheinlich einen zusätzlichen protektiven Effekt erzeugt. Andererseits entsteht durch die mineralischen UV-Filter ein weißer Film auf der Haut, der je nach Hautton mehr oder weniger, aber immer störend wirkt.
Note-To-Myself: Die reife Haut benötigt eher Fett- als Feuchtigkeitspflege.
Quellen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2018): Von Antitranspirantien mit Aluminium bis Zahnpasta mit Zinksalzen: 50 Jahre Kosmetik-Kommission. URL: https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2018/32/von_antitranspirantien_mit_aluminium_bis_zahnpasta_mit_zinksalzen__50_jahre_kosmetik_kommission-205530.html
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Rechtliche Rahmenbedingungen für Kosmetika. URL: https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/03_Verbraucherprodukte/03_AntragstellerUnternehmen/08_Rechtsvorschriften/01_Kosmetik/bgs_kosmetik_gesetzliche_grundlagen_node.html
- Verbraucherzentrale Bundesverband (2022): Was ist Naturkosmetik?. URL: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/produkte/was-ist-naturkosmetik-26394
- Walsh T, Worthington HV, Glenny AM, Marinho VCC, Jeroncic A (2019): Fluoride toothpastes of different concentrations for preventing dental caries. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 3. Art. No.: CD007868. URL: https://doi.org/10.1002/14651858.CD007868.pub3
- Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung: Zahnschutz durch Fluoride. URL: https://www.kzbv.de/zahnschutz-durch-fluoride.63.de.html
- EUR-Lex (2022, 17. Dezember): Konsolidierter Text: Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über kosmetische Mittel (Neufassung). Dokument 02009R1223-20221217. URL: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:02009R1223-20221217
- Imhof, Laurence; Leuthard, Deborah (2021): Topical Over-the-Counter Antiaging Agents: An Update and Systematic Review. Dermatology, 237(2):217-229. URL: https://doi.org/10.1159/000509296
- aerzteblatt.de (2022, 21. Juni): Vereinte Nationen bieten App mit lokaler Empfehlung für Sonnenschutz. URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/135305/Vereinte-Nationen-bieten-App-mit-lokaler-Empfehlung-fuer-Sonnenschutz
- Guan LL, Lim HW, Mohammad TF (2021): Sunscreens and Photoaging: A Review of Current Literature. Am J Clin Dermatol, 22(6):819-828. URL: https://doi.org/10.1007/s40257-021-00632-5