Plastikfreie Kosmetik liegt im Trend. Welche Fakten und Alternativen gibt es? Was benötigt die (reife) Haut? Welche Produkte bewähren sich? Auf zum plastikfreien Herrenbad. Die mühsame Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen [Goethe].
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Plastikfreie Verpackungsalternativen
Unter Umweltaspekten ist natürlich der verpackungsfreie Einkauf zu bevorzugen, doch der Zugang zu unverpackten Produkten und die derzeit angebotene Vielfalt sind begrenzt. Hinsichtlich der Alternativen zur Plastikverpackung öffnen sich dann Welten, die mitnichten trivial aufzulösen sind.
An Verpackungen für Kosmetika werden – aus gutem Grund – hohe Anforderungen hinsichtlich Hygiene und Produktsicherheit gestellt (Konsultationspapier des Handelsverbands Cosmetics Europe aus dem Jahre 2019) [1]. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung entwickelte einen Leitfaden für Unternehmen, die Ihre Verpackungen ökologisch optimieren wollen [2]. Die Umweltbilanz einer Verpackung ergibt sich aus dem Ressourcenverbrauch für die Herstellung, dem Energieverbrauch für den Transport und den Entsorgungs- bzw. Recyclingerfordernissen. Eine ideale Verpackung würde dementsprechend aus einer lokal in ausreichendem Maße nachwachsenden Ressource mit niedrigen CO2-Äquivalenten hergestellt werden, ein geringes Transportgewicht und -volumen aufweisen und energieeffizient recycelt oder schadstoffarm entsorgt werden können.
Diese Anforderungen erfüllen weitestgehend Verpackungen aus Papier oder Karton mit Rohstoffen aus kontrollierter Forstwirtschaft. Die gute Ökobilanz einer reinen Papierverpackung gegenüber einer primären Kartonverpackung für feste und trockene Produkte wird meist durch eine aufwändige Sekundärverpackung für den Transport beeinträchtigt [3]. Sonst wird unterwegs aus der festen Handwaschseife ein Waschpulver. Die Verwendung von Verbundkarton für flüssige oder feuchte Produkte erschweren erheblich die Recyclingmöglichkeiten [4].
Trotz höherer CO2-Äquivalente stellen sich Mehrweg-Glasverpackungen deshalb als gute Alternative dar. Die Umweltbilanz wird bei Verwendung von Einwegdeckeln deutlich negativiert. Bei der Verwendung von Einwegglas sind die Umweltlasten allein durch die Glasherstellung höher als für das Gesamtsystem „Mehrwegglas“.
Für einige Produkte stellen auch Metallverpackungen aus Weißblech oder Aluminium eine Alternative dar. Die Umweltbelastungen durch Bergbau und Verarbeitung in den Herkunftsländern der Rohstoffe sind jedoch kritisch zu bewerten [5]. Der Energiebedarf für die Herstellung ist sehr hoch, insbesondere für Aluminium [6], kann aber durch die Verwendung von Rezyklat signifikant reduziert werden [7, 8]. Die zusätzlichen CO2-Äquivalente für den Transport der verpackten Produkte sind auf Grund des geringen Verpackungsgewichts im Vergleich zu Glas niedrig. Foglich hat die Recyclingquote einen erheblichen Einfluss auf die Umweltbilanz der Metallverpackungen. Für Aluminium und Weißblech werden in Deutschland Recyclingquoten um 90 % angegeben [9, 10]. Die sortenreine Trennung der verschiedenen Aluminiumlegierungen ist jedoch schwierig, sodass im Recyclingprozess zumeist nur minderwertige Produkte erzeugt werden. Andererseits sind rund 75 % des gesamten seit den 1880er Jahren weltweit produzierten Aluminiums noch immer im produktiven Einsatz [11]. Das verzinnte Weißblech wird eingeschmolzen und zusammen mit Roheisen erneut zu Rohstahl verarbeitet [12]. Ein Magnet unterscheidet zwischen Weißblech und Aluminium, ggf. auch beim Einkauf.
Nur wenige unabhängige Daten liegen derzeit zu einer neuen Verpackungsalternative aus Holzchips vor, die sich zumindest vielversprechend anhört [13].
Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen („Bioplastik“) hingegen werden vom Umwelt Bundesamt ebenfalls als kritisch angesehen und nicht als Verpackungsalternative empfohlen [14]. Neben der landwirtschaftlichen Rohstoffproduktion werden vor allem Schwierigkeiten bei der Entsorgung bzw. beim Recycling angeführt.
Es drängt sich der Gedanke auf, dass recycelte konventionelle Kunststoffe nach der rechnerischen Umweltbilanz eine echte Verpackungsalternative wären. Es ist und bleibt aber Plastik – mit allen genannten Risiken.
Plastikfrei verpackte Produkte werden häufig unter dem Zero Waste Begriff vertrieben, der sich auf das langfristige Leitprinzip der gleichnamigen internationalen Nachhaltigkeitsinitiative bezieht [15]. Neben der Müllvermeidung stehen hier Recycling-, Upcycling- und Reuse-Konzepte im Vordergrund.
Aktuelle Listen von Unverpackt-Läden finden sich z.B. bei Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. und unverpackt e.V..
Quellen:
- Cosmetics Europe (2019, Juni): Packaging Advisory Document. URL: https://cosmeticseurope.eu/files/5015/6327/0864/Packaging_Advisory_document_-_June_2019.pdf
- Wiesemann, Eva; Bick, Carola; Schmidt, Sabrina; Schmidt, Alina; Marken, Gesa; Rubik, Frieder (2022): Verpackungen ökologisch optimieren - Ein Leitfaden für Unternehmen. URL: https://www.ioew.de/publikation/verpackungen_oekologisch_optimieren/
- Andreas Detzel; Carolin Bender; Tamara Ettinger; Alina Schmidt; Benedikt Kauertz (2021): Verpackungen für Handwaschseife. Ökologie, Abfall, Handhabung – Kurzauswertung. Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu). URL: https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Kurzauswertung_-_Verpackungen_für_Handwaschseife.pdf
- Andreas Detzel; Carolin Bender; Tamara Ettinger; Alina Schmidt; Benedikt Kauertz (2021): Verpackungen Tomatenpassata. Ökologie, Abfall, Handhabung – Kurzauswertung. ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH. URL: https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Kurzauswertung_-_Verpackungen_für_Tomatenpassata.pdf
- Umwelt Bundesamt (2015): Rohstoffnutzung und ihre Folgen. URL: https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/rohstoffe-als-ressource/rohstoffnutzung-ihre-folgen
- Worldwatchers GmbH (2020): Worldwatchers Verpackungs-Check: Wie die Reduktion von Einwegverpackungen das Klima schützt. URL: https://worldwatchers-org.netlify.app/news/wie-die-reduktion-von-einwegverpackungen-das-klima-schtzt
- Aluminium Deutschland e.V. (2022): Aluminiumverpackungen – Multi-Tasking und Ressourcenschonung. URL: https://www.aluminiumdeutschland.de/2022/06/09/aluminiumverpackungen-multi-tasking-und-ressourcenschonung/
- Bundesamt für Umwelt (2019): Verpackungen aus Weissblech. URL: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/verpackungen-aus-weissblech.html
- Umwelt Bundesamt (2019): Aluminium Factsheet. URL: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/3521/dokumente/factsheet-aluminium_fi_barrierefrei.pdf
- Statista (2023): Verwertungsquote von Weißblechverpackungen in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2019. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156541/umfrage/recyclingquote-von-weissblechverpackungen-in-deutschland-seit-1991/
- Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (2020): Aluminium – Informationen zur Nachhaltigkeit. URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/Informationen_Nachhaltigkeit/aluminium.pdf?__blob=publicationFile&v=2
- thyssenkrupp Rasselstein GmbH (2023): Wie funktioniert Weißblech-Recycling? Eine Lebensmitteldose geht auf Reisen. URL: https://www.weissblech-kommt-weiter.de/blog/wie-funktioniert-weissblech-recycling.html
- Sulapac Oy (2023): The scientific background of our recyclable material. URL: https://www.sulapac.com/key-features/
- Umwelt Bundesamt (2020): Biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe. URL: https://www.umweltbundesamt.de/biobasierte-biologisch-abbaubare-kunststoffe
- Zero Waste International Alliance (2018, Dezember). Zero Waste Definition. URL: https://zwia.org/zero-waste-definition/